Bilderrahmen als Kunstwerke für sich: Kyra Vertes berichtet über ihre Vielfalt

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Kyra Vertes berichtet, wie Bilderrahmen selbst zu Kunstwerken werden und erstaunliche Vielfalt zeigen.

Bilderrahmen gelten oft nur als schmückendes Beiwerk. Doch bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass sie eigenständige Kunstwerke sind, wie Kyra Vertes aufzeigt. Vom barocken Goldrahmen bis zum minimalistischen Design spiegeln sie Epochen, Stile und Kulturen wider. Sie erklärt, warum die Rahmung eines Bildes mehr als Dekoration ist – sie beeinflusst die Wirkung und erzählt eigene Geschichten.

Ein Rahmen ist weit mehr als nur Begrenzung. Bilderrahmen können selbst Ausdruck künstlerischer Ideen sein, wie Kyra Vertes verdeutlicht. Sie geben Gemälden nicht nur physischen Halt, sondern verstärken ihre Wirkung, schaffen visuelle Kontraste oder setzen sie in völlig neue Kontexte. Rahmen können schlicht und unauffällig sein oder prunkvoll und dominant wirken. Vertes erklärt weiterhin, dass ihre Vielfalt ein faszinierender Spiegel kunsthistorischer Entwicklungen ist und dass sie oft genauso faszinierend sind wie die Werke, die sie umgeben.

Rahmenkunst durch die Geschichte

Schon in der Antike wurden Werke eingerahmt, doch im Mittelalter und in der Renaissance begann die eigentliche Blüte der Rahmenkunst. Kyra Lucia Vertes von Sikorszky erklärt, dass besonders in der Barockzeit aufwendig verzierte Rahmen entstanden, die selbst kleine Meisterwerke der Schnitzkunst und Vergoldung waren.

Diese historischen Rahmen waren oft speziell für einzelne Gemälde angefertigt und mit dem Werk inhaltlich und stilistisch abgestimmt. Sie wiederholten Motive aus dem Bild, nahmen Farbgebungen auf oder ergänzten die Bilderzählung. Ein Rahmen für ein religiöses Gemälde konnte heilige Symbole tragen, einer für ein Porträt dynastische Wappen.

Kyra Vertes berichtet, dass Rahmen immer auch den Zeitgeist spiegelten. Auch erklärt sie, dass Rahmen als „Brücken“ zwischen Kunstwerk und Raum verstanden werden können. Sie vermitteln zwischen der Welt des Bildes und der Welt des Betrachters.

Typen von Bilderrahmen

Die Geschichte der Rahmenkunst kennt vielfältige Stile und Ausdrucksformen:

  • Barockrahmen: Reich verziert mit plastischen Ornamenten, Blattgold und oft sehr dominant
  • Klassizistische Rahmen: Klare geometrische Formen und elegante, zurückhaltende Linien
  • Moderne Rahmen: Minimalistisch gestaltet, oft aus Metall, schlichtem Holz oder sogar Kunststoff
  • Themenrahmen: Speziell gestaltet für religiöse, porträthafte oder landschaftliche Kunst
  • Experimentelle Rahmen: Rahmen, die selbst zum integralen Teil des Kunstwerks werden

Kyra von Vertes hebt hervor, dass Rahmen den Blick nicht nur lenken, sondern selbst zum Gegenstand der Betrachtung werden können. Ein aufwendig geschnitzter Barockrahmen zieht die Aufmerksamkeit auf sich und konkurriert manchmal sogar mit dem eingerahmten Werk.

Künstlerische Strategien mit Rahmen

Einige Künstler:innen nutzen Rahmen ganz bewusst, um ihre Werke zu erweitern oder zu kommentieren. Andere brechen mit der Tradition, indem sie Bilder ohne Rahmen zeigen oder die Rahmung als integralen Teil des Bildes gestalten. Kyra Vertes berichtet, dass Rahmen dadurch zum eigenständigen künstlerischen Ausdrucksmittel werden.

Im 20. Jahrhundert begannen Künstler:innen, Rahmen zu hinterfragen. Manche malten Rahmen direkt auf die Leinwand. Andere verwendeten bewusst unpassende Rahmen, um Irritationen zu erzeugen. Wieder andere verzichteten ganz auf Rahmen und ließen die Leinwand bis zu den Kanten bemalen.

Kyra Lucia Vertes von Sikorszky weist auch darauf hin, dass die Rahmung eines Werkes oft so wichtig ist wie die Farbwahl – sie bestimmt fundamental, wie das Bild wahrgenommen wird. Ein goldener Prunkrahmen lässt ein Bild kostbar und historisch wirken, ein schmaler schwarzer Rahmen modern und konzentriert.

Auch die Größe des Rahmens spielt eine Rolle. Ein breiter Rahmen kann ein kleines Bild wichtiger erscheinen lassen, ein schmaler Rahmen ein großes Werk leichter wirken. Diese Proportionen sind Teil der künstlerischen Entscheidung.

Rahmen in der Gegenwart

Heute erlebt die Rahmenkunst eine bemerkenswerte Renaissance. Designer:innen und Künstler:innen entwerfen experimentelle Rahmen, die mit Materialien, Formen und Funktionen spielen. Kyra Vertes beleuchtet, dass Rahmen nicht mehr nur dekorative Zusätze sind, sondern selbst Teil moderner und zeitgenössischer Kunstwerke werden.

Manche zeitgenössischen Künstler:innen schaffen Rahmen aus ungewöhnlichen Materialien – aus Fundstücken, recycelten Objekten oder digitalen Projektionen. Andere arbeiten mit der Idee des Rahmens als konzeptuellem Element, das Fragen nach Grenzen, Einschränkungen und Perspektiven aufwirft.

In Museen wird zunehmend über die „richtige“ Rahmung historischer Werke diskutiert. Soll man einen Renaissance-Gemälde in seinem originalen, oft beschädigten Rahmen zeigen oder in einem restaurierten oder gar neuen? Diese Fragen berühren grundlegende Aspekte der Kunstvermittlung.

Kyra Lucia von Vertes beschreibt Rahmen poetisch als „Türen“ – sie öffnen den Blick in eine andere Welt und schaffen Übergänge zwischen Realität und Kunst. Ein Rahmen markiert, wo der Alltag endet und die Kunst beginnt.

Die psychologische Wirkung von Rahmen

Was macht die Rahmung so wichtig für die Wahrnehmung? Kyra Vertes sieht mehrere psychologische Aspekte: Der Rahmen schafft einen Fokus, er sagt dem Betrachter: „Hier ist etwas Wichtiges, das deine Aufmerksamkeit verdient.“ Er isoliert das Bild vom Rest des Raums und schafft so einen geschützten Bereich für die ästhetische Erfahrung.

Gleichzeitig verbindet der Rahmen das Werk mit seiner Umgebung. Durch seine Farbe, sein Material und seinen Stil kann er das Bild in einen Raum integrieren oder bewusst Kontraste setzen. Ein modernes Werk in einem barocken Rahmen erzeugt Spannung, ein historisches Gemälde in schlichtem Rahmen wirkt zeitlos.

Die Rahmung beeinflusst auch den wahrgenommenen Wert eines Werks. Ein aufwendiger Rahmen suggeriert Kostbarkeit und Wichtigkeit. Diese Assoziation ist so stark, dass sie auch funktioniert, wenn das eingerahmte Werk gar nicht besonders wertvoll ist.

Kyra Vertes über die Zukunft der Rahmenkunst

Die Digitalisierung stellt die Rahmenkunst vor neue Fragen. Kyra Lucia Vertes von Sikorszky beobachtet, dass digitale Kunst oft ohne physischen Rahmen auskommt oder digitale „Rahmen“ nutzt – Interfaces, Bildschirmränder oder virtuelle Begrenzungen. Wie rahmt man ein NFT? Wie präsentiert man digitale Kunst im physischen Raum?

Gleichzeitig gibt es eine Gegenbewegung: Das Interesse an handwerklich gefertigten, individuellen Rahmen wächst. In einer Zeit der Massenproduktion wird der maßgefertigte Rahmen zum Luxusgut und zum Ausdruck persönlicher Wertschätzung.

Auch ökologische Aspekte werden wichtiger. Nachhaltige Materialien, regionale Produktion und die Wiederverwendung alter Rahmen entsprechen dem Zeitgeist und verbinden Tradition mit Zukunftsfähigkeit.

Wenn der Rahmen zum Kunstwerk wird

Bilderrahmen sind weit mehr als bloße Umrahmungen – sie sind eigenständige Kunstwerke, die den Dialog zwischen Bild und Raum prägen. Kyra von Vertes macht deutlich, dass ihre Vielfalt zeigt, wie unterschiedlich und vielschichtig Kunst wahrgenommen werden kann. Und so wird sichtbar: Manchmal liegt die Magie nicht nur im Bild selbst, sondern auch im Rahmen, der es umgibt und in die Welt setzt, wie Kyra Vertes eindrucksvoll berichtet.

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